Testbericht „Minitrac“ Rollstuhlzuggerät

ACHTUNG !
Der getestete Minitrac ist ein Minitrac MT-2. Die aktuell hergestellten Rollitrac Modelle verfügen lediglich über eine dünnwandige Plastikkarosserie und sind demnach für den Einsatz im Gelände nur bedingt zu empfehlen.

Zur meiner Person:

Mein Name ist Sandro Schramm, ich wohne im schönen Saarland und bin an einer Minitrac_14Muskeldystrophie des Gliedergürteltyps erkrankt. Mit 19 Jahren wurde die Erkrankung diagnostiziert. Seit dem verläuft die Erkrankung in einer milden Verlaufsform. Ich bin ein sehr agiler Mensch und liebe das Gefühl von Dynamik, Geschwindigkeit, Mobilität und der daraus resultierenden Unabhängigkeit und Freiheit. Schon als 5-jähriges Kind verfiel ich einem automobilen Kindheitstraum, einem amerikanischen Sportwagen, der Dodge Viper. Mit 23Jahren, nach fast 18 Jahren des Träumens, konnte ich mir trotz meiner Muskelschwunderkrankung meinen großen Herzenswunsch erfüllen. Mobilität ist für mich demnach mehr als eine Herzenssache und ein absolutes Grundbedürfnis eines Menschen, denn Mobilität macht glücklich und frei. Genau diesen Anspruch stelle ich an die Hilfsmittel, die ich benötige um ein glückliches Leben zu führen. Ein gutes und für den Betroffenen passendes Hilfsmittel kann das Leben wirklich lebenswerter machen. Seit etwa einem Jahr nutze ich sehr intensiv ein Minitrac_16Rollstuhlzuggerät, einen „Minitrac“. Im Folgenden möchte ich Auskunft über den Minitrac geben und somit klarstellen was das Gerät kann und für wen es geeignet ist.

Was ist ein „Minitrac“?

Ein Minitrac ist ein Rollstuhlzuggerät und ist für den Einsatz im Gelände gedacht. Der Minitrac_01Minitrac wird heute unter dem Namen Rollitrac verkauft. Der Minitrac wird über eine Deichsel an den vorhandenen Rollstuhl angekoppelt. Er verfügt über einen Vorwärts- und einen Minitrac_07Rückwärtsgang. Die Beschleunigung erfolgt stufenlos bis zu 6km/h. Der Minitrac kann über einen Schalter auf 3km/h begrenzt werden. Im  Rückwärtsgang ist die Geschwindigkeit etwas reduziert. Der Minitrac hat eine Akkureichweite von ca. 30km. Minitrac_08Durch Anheben des Lenkers, hebt man die Lenkrollen des Rollstuhls an und kann somit größere Hindernisse überwinden. Ebenfalls ist es so möglich, Bordsteine hoch und runter zu fahren. Der Minitrac verfügt zusätzlich über eine Handbremse, eine Beleuchtung sowie über diverses weiteres Zubehör. Über zwei Auffahrrampen kann man den ca. 55kg schweren Minitrac (der Lenker ist schwenkbar) bequem und ohne große Anstrengung in den Kofferraum eines PKW verladen. Mit eingeklapptem Lenker ist der Minitrac sehr kompakt im PKW verstaubar.

Was kann der Minitrac?

Der Minitrac hat eine enorme Akkureichweite. Selbst bei Fahrten in den Alpen und der Minitrac_03Bewältigung von mehreren hundert Höhenmetern, waren bei meinen Ausfahrten mindestens 25km pro Akkuladung möglich.

Der Minitrac hat eine enorme Steigleistung auf Asphalt. Steigungen bis 20% sind je nach Körpergewicht machbar. Ich wiege 100kg und konnte Steigungen bis 18% selbstständig bewältigen.

Die Steigleistung auf allen anderen Untergründen (außer tiefer Schotter und Sand) liegt je nach Fahrergewicht zwischen 7%-12%. Kleinere Steigungen schafft der Minitrac mühelos, egal welcher Untergrund vorhanden ist (außer tiefer Schotter und Sand).Minitrac_09

Durch das Anheben der Vorderräder am Rolli kann der Minitrac auch unwegsames Gelände sehr gut meistern.

Durch die Verbindung des Minitracs mit dem Rollstuhl, ist ein Umkippen nach hinten  Minitrac_13 Minitrac_11oder vorne praktisch ausgeschlossen. Hat der Rollstuhl entsprechenden Sturz eingestellt ist auch das Kippen nach links und rechts keine Gefahr mehr.

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Da man den Minitrac jederzeit abkoppeln kann, bleibt man mit dem Rollstuhl in Restaurants, Biergärten, Toiletten etc. sehr mobil und wendig.

Hier ist der Arbeitsplatz 😉 Minitrac_04

 

Was kann der Minitrac nicht?

Der Minitrac hat auf groben/tiefen Schotter, Sand, Eis und Schnee eine stark eingeschränkte Traktion. Teilweise gibt es bei diesen Untergründen je nach Situation kein Vorrankommen.

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Bei steilem Gefälle ist es beinahe unmöglich die Lenkrollen des Rollstuhls anzuheben. Dies kann zu einer Beschädigung des Rollstuhls führen. Gerade bei unwegsamem Gelände ist bei steilem Gefälle äußerste Vorsicht geboten.

Da das Gespann von Rollstuhl und Zuggerät sehr lang ist, eignet sich der Minitrac nur bedingt für enge Gassen und Wege, da eine Wendemöglichkeit fehlen kann.

In Fahrstühle passt das Zuggerät oftmals nicht mehr rein.

Was fehlt dem Minitrac?

Dem Minitrac fehlt eine Vorrichtung bei der die Lenkrollen des Rollstuhls dauerhaft in der Luft gehalten werden. Dies würde die Geländetauglichkeit erheblich steigern und das Fahren enorm erleichtern.

Dem Minitrac fehlt eine Lenkbegrenzung. Es kann bei steilem Gefälle und extrem unwegsamen Gelände passieren, dass der Minitrac zu einer Seite gezogen wird und der Rollstuhl auf das Zuggerät knallt, wenn die Körperkraft des Fahrers nicht ausreichend ist um den Minitrac auf Kurs zu halten.Minitrac_10

Dem Minitrac fehlt eine Bodenkarosserie aus Metall. Der verwendete verstärkte Kunststoff ist zwar meist ausreichend aber verbesserungswürdig.

Dem Minitrac fehlt eine bessere Gewichtsverteilung was sich durch einen verfrühten Traktionsverlust im Gelände deutlich macht.

Für wen ist der Minitrac nicht geeignet?

Der Minitrac ist nicht für Menschen geeignet die in bergigen Regionen leben, da hierfür die Fahrleistungen und die Sicherheitsaspekte des Minitracs schlichtweg nicht ausreichend sind. Ebenso bedarf es einer gewissen Kraftanstrengung den Minitrac zu bedienen. Dies gilt vor allem im Gelände und bei starkem Gefälle. Für Menschen mit eingeschränkter Armfunktion empfehle ich dringend einen vorherigen ausgiebigen Test des Gerätes!

Für wen ist der Minitrac geeignet?

Der Minitrac eignet sich für Menschen die in flachen oder mittleren Regionen leben und die ein Zuggerät suchen mit dem sich die meisten Ausflüge meistern lassen. Der Benutzer muss unbedingt über eine ausreichende Armkraft verfügen. Dann erhält man ein Zuggerät mit dem man sehr viel Freude haben kann und welches den Bewegungsradius immens erweitern wird.

Fazit:  

Ich habe in einem Jahr mit dem Minitrac einige hundert Kilometer abgespult. Sowohl in einfachem Gelände als auch an Stränden, im Schnee und den Alpen.

Mountainbikebereifung (ca. 250€) für den Rollstuhl, sowie eine „Traktorbereifung (V-ProfiMinitrac_06l / 90€)“ für den Minitrac, sind meines Erachtens absolut notwendig um im Minitrac_02Gelände gut voran zu kommen. Der Minitrac ist ein tolles Hilfsmittel wenn man der passende Benutzer dafür ist, in einer entsprechenden Region lebt und einem die Möglichkeiten die der Minitrac bietet ausreichen. Wenn einem die Möglichkeiten ausreichen, bekommt man ein Zuggerät mit einer immensen Reichweite und einem erheblichen Zuwachs an persönlicher Freiheit und Mobilität.Minitrac_15

6 Gedanken zu „Testbericht „Minitrac“ Rollstuhlzuggerät“

  1. Hallo allerseits,

    ich fahre seit Jahren den Mini Trac MT-2 und bin sehr zufrieden. Ich habe mir gescheite Treckerreifen drauf gemacht und habe etwas Zusatzgewicht in die Bodenwanne gepackt, um die Traktion zu verbessern. Mein Minitrac wühlt sich meisterhaft überall durch, selbst im Supermarkt kann ich fahren, er ist sehr wendig und lässt sich sehr dosiert steuern. Die Plastik-Bodenwanne des Minitrac, die übrigens aus GFK ist und nicht einfach aus Plastik, hat auch seine Daseinsberechtigung, wenn man Outdoor unterwegs ist und setzt mit der Bodenwanne des Minitrac auf einen Stein oder Baumstocken auf, dann kann die Wanne nachgeben und man knallt sich nicht die Lenkstange ins Gesicht, beim Swisstrac hat man zwar eine stabilere Bodenwanne aus Aluguss, aber da kann die Lenkstange im Falle eines Aufsetzers im Gesicht landen.

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  2. Ich bin 21 Jahre Minitrac gefahren, habe noch den MT 1. War immer zu frieden, der Trac hat mich nie im Stich gelassen. Bin auch, wie es Minitrac nicht mehr gab, und daraus Rolli Trac wurde, diesen gefahren. Die beiden Modelle waren auch ganz gut, Da haben Herr Rose, und später Thomas Sprankmanns tolle Geräte entwickelt

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    • ich stimme ihnen zu. das ist für mich das beste Zuggerät überhaupt. schade das es rolli-trac nicht mehr gibt. ich bedaure das sehr. ich würde mir wünschen das Herr Sprankmann die Firma weiter führt.

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  3. Ich bin Tetra und habe schon 18 Jahre einen Minitruc! Und ich bin sehr zufrieden, ich kann nur sagen er hat mich die ganzen Jahre noch nicht in Stich gelassen. Auch für den Urlaub ist er gut geeignet, da dieser nicht so sperrig wie ein Erolli ist. Ich habe ihn immer mit nach Teneriffa genommen. Das schnelle an und abhängen ist eine feine Sache. Schaut auf meine HP da sind einige Bilder mit dem Minitruc . http://www.reisemaik.npage.de

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  4. hi sandro, ich suche für meine freundin einen trac.
    dein bericht ist nicht nicht schlecht und hat uns etwas weiter geholfen!
    nur die preisbeschreibung für die mtb-bereifung ist für mich nicht nach vollziebar.
    250€ sind happig! hast da mal im radsport-shop nachgeschaut? 20-30€ sind da möglich (pro rad versteht sich)!
    grüssle senden frank&conny

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    • Hey Frank und Conny,

      wenn ihr günstig an einen Minitrac drankommen könnt, dann eine ganz klare Kaufempfehlung von meiner Seite aus. Solltet ihr einen Antrag auf Kostenübernahme bei einem Kostenträger stellen, dann bitte ganz klar den SwissTrac vorziehen. Die Mäntel der Reifen kann man günstig beim Radladen beziehen. Bedenke aber, dass das Felgenbett nicht unbedingt mittig zum Reifenmantel angeordnet ist. Hier gibt es bei einer sehr breiten Bereifung für einen Rollstuhl einen Unterschied zum Fahrrad. Der Mantel des Reifens muss ja auch genügend Abstand zum Spritzschutz des Rollis haben. Die Achsaufnahme (Durchmesser der Radnabe zur Einführung des Laufrades am Rolli) beträgt bei manuellen Rollstühlen 12mm oder 12,7mm. Darauf solltest du auch achten, wenn du die Herstellung eines Reifens bei einem Radladen in Auftrag gibst. Ganz wichtig: Im Vorfeld die Achsaufnahme am Rolli deiner Freundin anschauen, ob es eine 12mm oder 12,7mm Aufnahme ist. Beste Grüße und viel Spaß:)

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